Bald Baumhäuser in Winterthur?

Bad News: In Winterthur herrscht seit über 20 Jahren Wohnungsnot. Die Wohnungssuche ist frustrierend, die Mieten steigen stetig, und viele werden aus ihren Quartieren verdrängt. Immobilienfirmen profitieren auf Kosten der Mieter:innen. Good News: Am 24. November können wir etwas dagegen tun – mit einem ein JA zur SP-Initiative «Wohnen für alle».
2xJa zu Initiative und Gegenvorschlag des Stadtrats - Nein zum Gegenvorschlag des Parlaments
2xJa zu Initiative und Gegenvorschlag des Stadtrats - Nein zum Gegenvorschlag des Parlaments

Wohnen in Winterthur – lieber in einer günstigen Wohnung, einem Hausboot oder einem abenteuerlichen Baumhaus? Fangfrage! Wie allgemein bekannt ist, hat Winterthur weder einen See noch genug grosse Flüsse, also auch keine Hausboote. Baumhäuser? Fehlanzeige, obwohl es genug freie Bäume gäbe. Aber lieber nicht den Immobilienhaien verraten, die sind im Bereich Wohnen immer auf der Suche nach neuen und höheren Profiten. Sonst ist bald der ganze Wald voller Baumhäuser.

 

Bleibt noch die günstige Wohnung. Die ist in Winterthur aufgrund der Wohnungsnot (fast) so schwer zu finden wie das Hausboot. Auf eine einzige günstige Wohnung bewerben sich bis zu 800 Personen. Kein Wunder, denn die durchschnittliche Winterthurer:in kommt auf ein steuerbares Einkommen von knapp CHF 4’000 im Monat. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung kostet CHF 1’590 im Schnitt. Die Rechnung geht für Mieter:innen nicht auf, umso mehr aber für private Immobilienfirmen. Sie freuen sich jeden Monat, wenn wir mit unserem Lohn die viel zu hohe Miete bezahlen und damit ihre Rendite finanzieren.

 

Nicht nur überteuerte Mieten ermöglicht die Wohnungsnot, sie bringt auch viel Unsicherheit. Wo kann ich wohnen, wenn ich älter werde? Finde ich eine Wohnung, wenn ich von zu Hause ausziehen möchte? Was machen meine Kinder, wenn wir aufgrund steigender Mieten das Quartier wechseln müssen? Die Wohnungsnot hat einschneidende Folgen für das soziale Zusammenleben in unserer Stadt. Ein sicheres Zuhause und gutes Umfeld entscheiden mit, wie wir aufwachsen, am gesellschaftlichen Leben teilhaben und ob wir in Würde alt werden können.

 

Die Wohnungsnot dauert schon seit 20 Jahren an. Das ist länger, als Mike Künzle Stadtpräsident ist. Zeit, etwas zu tun.

 

Gemeinnütziger Wohnbau bietet eine Lösung: hohe Wohnqualität, Mieten ohne Profite und stabile Verhältnisse. Wie stärken wir ihn? Geld und Land sind Mangelware in Winterthur, genau wie der See. Um den Bau von gemeinnützigem Wohnraum zu begünstigen, bleibt deshalb nicht mehr viel übrig ausser planerische Instrumente. Die SP-Initiative will, dass jede vierte Wohnung in Winterthur gemeinnützig ist.

 

On a side note: Die Stadtfinanzen sind in dieser Stadt ja bekanntlich vielen ein Anliegen. Für zusätzliche Steuereinnahmen sollen Luxusbauprojekte helfen, indem sie vermögende Steuerzahler:innen nach Winterthur locken. Fun Fact: Untersuchungen zeigen, dass Quartiere mit vielen Genossenschaftswohnungen pro Quadratmeter einen höheren Steuerertrag erbringen als Quartiere mit reichen Steuerzahler:innen, die weniger dicht besiedelt sind. Wer sagt den Bürgerlichen, dass Genossenschaften sich auch finanziell lohnen?

 

Am 24. November können wir die Wohnsituation verbessern. Verpassen wir die Chance, wird Winterthur beim Thema bezahlbarer Wohnraum in der eigenen Stadt auf die Publikumsränge verdrängt – ohne Geld, ohne Land, ohne Plan. Und weiterhin ohne See.